Achtsamkeit für Einsetzende, Kinder und Hund.
Die hundegestützte Pädagogik bietet wertvolle Chancen, doch bedarf sie klarer Grenzen, um das Wohl aller Beteiligten – des Hundes, der Schüler:innen, der Pädagogen und Pädagoginnen – zu gewährleisten und die räumlichen Bedingungen entsprehcned zu gestalten.
Hier ein Überblick über die wesentlichen Grenzen und Herausforderungen:
Grenzen aus Sicht des Hundes
Für Hunde ist der Schulalltag eine potenziell stressige Umgebung. Damit sie sich wohlfühlen und effektiv mitwirken können, ist eine professionelle Vorbereitung entscheidend. Das bedeutet, Hunde müssen auf Belastungen, wie Gruppenlärm und körperliche Nähe, vorbereitet werden. Es ist auch wichtig, dass Hunde Rückzugsorte haben und ihre Körpersprache richtig interpretiert wird, damit sie nicht überfordert werden. Fehlinterpretationen ihrer Signale, wie Stress und Konfliktverhalten, sind leider häufig und können zum Unwohlsein führen. Nicht selten werden Hunde überbeansprucht, etwa wenn sie im Unterricht passiv verharren oder gar ununterbrochen gestreichelt werden, was ihren Bedürfnissen widerspricht und auch zu Missverständnissen im häuslichen Umfeld der Schüler führen kann.
Der Hund im Fokus
Der Hund ist der zentrale Akteur in der hundegestützten Pädagogik, und seine Bedürfnisse müssen somit ebenfalls im Vordergrund stehen. Ein Hund braucht regelmäßige Pausen und einen ruhigen Rückzugsort, da das Arbeiten im Schulumfeld für ihn körperlich und mental anspruchsvoll ist.
Hunde haben ebenso individuelle Grenzen und es ist entscheidend, diese zu respektieren, damit sie sich wohlfühlen und gesund bleiben. Die sorgfältige Auswahl, Sozialisierung und das gezielte Training des Schulhundes ist eine Notwendigkeit, um Überforderung und Stress zu verhindern.
Regelmäßige Ruhezeiten und Schutz vor übermäßigem Kontakt sind unerlässlich, ebenso wie klare Zeitbegrenzungen für den Hundeeinsatz, um die Gesundheit und das Wohlebfinden des Hundes langfristig zu schützen.
Zudem eigent sich nicht jeder Hund für jedes Setting und jede Aktivität!
Anforderungen an den Pädagogen und die Pädagogin
Der Einsatz eines Hundes in der pädagogischen Arbeit bringt für Pädagogen und Pädagoginnen einige Herausforderungen und Grenzen mit sich, die für einen erfolgreichen und verantwortungsvollen Einsatz berücksichtigt werden sollten:
- Zusätzlicher organisatorischer Aufwand:
Der Schulalltag mit einem Hund verlangt mehr Vorbereitung und Flexibilität. Einsetzende müssen nicht nur ihre Unterrichtsplanung auf den Hund abstimmen, sondern auch seine Bedürfnisse im Blick haben. Dies umfasst Pausen, Rückzugsmöglichkeiten und die Berücksichtigung von Belastungsgrenzen des Hundes
- Kompetenz in der Hundekommunikation:
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Fähigkeit, die Körpersprache und Stresssignale des Hundes richtig zu interpretieren. Fehlinterpretationen können schnell zu einer Überforderung des Hundes und im schlimmsten Fall zu unangemessenen oder gefährlichen Situationen führen. Einsetzende benötigen daher Schulungen, um die Körpersprache des Hundes präzise lesen zu können und entsprechend zu reagieren. Weiterbildungen wiederum binden sowohl zeitliche, als auch finazielle Ressourcen. - Bewältigung der geteilten Aufmerksamkeit:
Der Einsatz eines Hundes fordert die Aufmerksamkeit des Pädagogen/ der Pädagogin zusätzlich heraus. Neben der Interaktion mit den Schüler müssen sie auch den Hund stets im Blick haben und gegebenenfalls eingreifen. Diese geteilte Aufmerksamkeit kann eine große Belastung darstellen, da sie erfordert, sowohl den Unterricht als auch das Wohl des Hundes gleichzeitig zu managen.
- Professionelle Grenzen und ethische Verantwortung:
Einsetzende tragen die Verantwortung, dass der Hund nicht als „Unterhaltungsobjekt“ eingesetzt wird und sich immer wohlfühlt. Besonders in intensiven Unterrichtssituationen besteht die Gefahr, den Hund zu überfordern oder ihn als Motivationsmittel zu nutzen, ohne seine Bedürfnisse ausreichend zu berücksichtigen. Eine qualifizierte Weiterbildung im Bereich hundegestützter Pädagogik ist daher essentiell, um die Grenzen eines verantwortungsvollen Einsatzes zu kennen und im Alltag umzusetzen
- Begrenzte persönliche Belastbarkeit:
Der Einsatz des Hundes kann auch für den Pädagogen/ sie Pädagogin körperlich und psychisch belastend sein. Es erfordert eine hohe persönliche Belastbarkeit, um neben den pädagogischen Aufgaben auch die Verantwortung für das Wohl des Hundes zu tragen. Einsetzende müssen daher für sich selbst klare Grenzen setzen und regelmäßig reflektieren, wie sie selbst mit den zusätzlichen Anforderungen umgehen.
Grenzen aus Sicht der Kinder
Aus Sicht der Schüler und Schülerinnen bringt der Einsatz eines Schulhundes ebenfalls einige Grenzen und Herausforderungen mit sich. Während ein Hund oft zur emotionalen Unterstützung beiträgt und positive Effekte auf das Klassenklima haben kann, müssen bestimmte Aspekte beachtet werden:
- Allergien und Ängste:
Einige Schüler:innen haben eventuell Allergien gegen Tierhaare, was den Aufenthalt in einem Klassenzimmer mit Hund schwierig macht. Ebenso kann die Angst vor Hunden, die bei manchen Kindern besteht, zu einem Hindernis für ein entspanntes Lernumfeld werden. In solchen Fällen müssen Alternativen wie räumliche Trennung oder ein stufenweiser Aufbau von Vertrauen zum Hund bedacht werden.
- Ablenkung und Konzentrationsprobleme:
Die Anwesenheit eines Hundes kann für einige Schüler:innen eine willkommene, aber auch störende Ablenkung darstellen. Besonders jüngere Kinder oder Schüler mit Aufmerksamkeitsproblemen könnten Schwierigkeiten haben, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, wenn ein Hund anwesend ist. Einsetzende müssen daher klare Regeln schaffen, um den Hund als integrierten Teil der Klasse zu etablieren, ohne dass er den Fokus vom Lernen ablenkt.
- Unsicherheit im Umgang mit Hunden:
Nicht alle Schüler:innen sind mit Hunden vertraut oder wissen, wie sie auf die Körpersprache eines Hundes achten sollten. Dies kann zu Unsicherheiten oder unangemessenen Annäherungen führen, die für den Hund belastend und für die Kinder potenziell gefährlich sein können. Eine Einführung, die den respektvollen Umgang mit dem Hund erklärt und die Körpersprache des Tieres näherbringt, ist daher extrem wichtig.
- Eingeschränkte Interaktionsmöglichkeiten:
Um den Hund nicht zu überfordern, müssen die Interaktionsmöglichkeiten oft limitiert werden, etwa durch festgelegte Zeiten und klare Anweisungen. Dies kann für Schüler:innen ttäuschend sein, besonders wenn sie die Nähe des Hundes suchen, aber nur eingeschränkt Zeit mit ihm verbringen dürfen. Die Einsetzenden müssen hier die Erwartungen der Schüler:innen managen und ihnen die Notwendigkeit solcher Grenzen erklären
- Verantwortung und Rücksichtnahme:
Der Umgang mit einem Schulhund erfordert auch Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein, was besonders für jüngere Kinder eine Herausforderung sein kann. Sie müssen lernen, dass der Hund ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und nicht immer verfügbar ist. Diese Grenze kann zur Frustration führen, bietet jedoch auch eine wertvolle Gelegenheit zur Förderung sozialer Kompetenzen und Empathie
Der Einsatz eines Schulhundes muss auch aus der Sicht der Schüler:innen strukturiert und reflektiert werden, damit alle Beteiligten profitieren und mögliche Schwierigkeiten minimiert werden.
Räumliche und organisatorische Grenzen des Einsatzortes
Die räumlichen Gegebenheiten des Einsatzortes sind ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche und sichere Arbeit mit einem Schulhund. Je nach Umfeld können unterschiedliche Herausforderungen auftreten, die sowohl das Wohlbefinden des Hundes als auch die Effektivität der pädagogischen Arbeit beeinflussen:
- Rückzugsorte und Raumgestaltung
Hunde brauchen in Schulumgebungen, die oft laut und hektisch sind, ruhige Rückzugsorte, um sich zwischendurch zu entspannen. Fehlen solche Rückzugsmöglichkeiten, kann dies zu Stress und Überforderung beim Hund führen. Idealerweise sollte der Raum so gestaltet sein, dass der Hund einen festen Platz hat, an dem er sich sicher fühlt und in Ruhe gelassen wird. Auch muss gewährleistet sein, dass der Hund immer Zugang zu Wasser hat und bei Bedarf Pausen in einem möglichst ruhigen Umfeld machen kann. - Eingeschränkter Bewegungsraum:
Klassenzimmer sind oft klein und dicht besetzt, was dem Hund wenig Bewegungsfreiheit lässt und das Risiko erhöht, dass Schüler unbeabsichtigt den Hund bedrängen. Dies kann insbesondere bei jungen und bewegungsfreudigen Hunden zu Problemen führen, da sie sich nicht ausreichend bewegen oder ausweichen können. - Ungeeignete Bodenbeläge und Raumtemperaturen:
Fußbodenmaterialien wie glatte Fliesen können problematisch sein. Glatte Böden erhöhen die Gefahr des Ausrutschens und könnten zu Verletzungen führen. Raumtemperaturen sollten ebenfalls kontrolliert werden, da Hunde besonders in warmer Umgebung schnell überhitzen können. - Lautstärke und hohe Personenfrequenz:
Schulen sind naturgemäß Orte mit hoher Geräuschkulisse und wechselnden Schülergruppen. Hunde reagieren empfindlich auf Lärm. Enstprechende Managementmaßnahmen und Auszeiten sind daher besodners wichtig. - Zugänglichkeit und Sicherheit: Der Zugang zu bestimmten Bereichen sollte für den Hund sicher gestaltet sein, und Dinge wie wie offene Mülleimer oder herumliegende Schulsachen sollten vermieden werden. Je mehr Sicherheit und Struktur die Räumlichkeiten bieten, desto sicherer und auch ruhiger kann der Hund im Klassenzimmer agieren.
- Hygienebedingungen und Allergien:
Schulen müssen auf Hygiene achten, um allergische Reaktionen zu vermeiden. Regelmäßige Reinigungen und das Einhalten von Hygienevorgaben sind wichtig, um alle Schüler:innen zu schützen.
- Sicherheitsvorkehrungen
Der Kontakt zwischen dem Hund und den Schüler:innen muss organisiert und überwacht werden, um Überforderung oder ungewollte Situationen zu verhindern. Die räumlichen Gegebenheiten sollten vor dem Einsatz des Hundes angepasst werden und klare Regeln für alle Schüler:innen, aber auch Kollegen und Kolleginnen aufgestellt werden.
Um die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen, sollten in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen die räumlichen Gegebenheiten im Vorfeld analysieren und, wo nötig, Anpassungen vorgenommen werden, um ein sicheres, stressarmes und sicheres Umfeld für den Hund zu gewährleisten.
Fazit
Durch ein umfassendes Verständnis dieser verschiedenen Grenzen und Heruasforderungen kann die hundegestützte Pädagogik nachhaltig und erfolgreich gestaltet werden. Weitere Informationen und Weiterbildungsmöglichkeiten finden sich auf den Websites www.lernwelt-hund.de und https://dogs-track.de.